Testbericht Yeti Fusion Dry 1300

06. Juni 2020

Für unsere zweijährige Radreise durch fünf Kontinente und vier Klimazonen suchten wir einen Schlafsack, der – wie sollte es anders sein – bei kleinem Packmaß und geringem Gewicht möglichst gut isoliert. Wir orientierten uns an den höchsten (45 °C) und niedrigsten (-15 °C) zu erwartenden Temperaturen und legten besonderen Wert auf erholsamen Schlaf, sprich: der Schlafsack sollte auch in den kältesten Nächten ganz sicher warm halten. Wir gingen davon aus, dass unser mobiles Federbett viele hundert Mal in einen Kompressionssack gestopft werden würde, was hohe Anforderungen an einen robusten Hüllstoff stellt. Außerdem waren tage- bis wochenlang hohe Luftfeuchtigkeit und regennasse Nächte bei der Wahl des Futters zu berücksichtigen. Wir wussten, dass wir den Schlafsack wohl zwei Jahre lang nicht würden waschen können.

Unter diesen Aspekten wäre eine Kunstfaserfüllung, die pflegeleicht ist und auch bei Feuchtigkeit noch gut wärmt, wohl eine gute Wahl gewesen. Da Daune in Relation zu Packmaß und Gewicht jedoch besser isoliert, gaben wir dieser Füllung letztlich den Vorzug. Obwohl ein Inlet das Gewebe vor Verschmutzung schützt, entschieden wir uns aus Gewichtsgründen gegen diese zweite Haut.

Facts & Features

Unser neues Daunenbett kam in einem geräumigen Aufbewahrungsnetz. Der beiliegende Transportsack aus wasserabweisendem Gewebe ist mit 20 x 46 cm relativ groß und bietet keine Kompressionsriemen – für uns kein Manko, wir wollten die Schlafsäcke ohnehin in wasserdichten Packsäcken mit Wickelverschluss transportieren.

Die Konstruktion der einzelnen Kammern ist auf erwartungsgemäß auf hohem Niveau: H- und S-Kammern verhindern zuverlässig ein Verrutschen der Daunenfüllung (1,3 Kilogramm hochwertige Daunen im Verhältnis 90/10, 700 Cuin nach EU-Norm). Eine dreilagige Fußkammer bietet besondere Isolation der unteren Extremitäten. Wie in diesem Preissegment zu erwarten, ist der Reißverschluss mit einer dicken Daunenwulst hinterlegt, um Kältebrücken zu vermeiden. Kopf und Hals werden von separat verstellbarer Kapuze und Kragen vor Auskühlung geschützt.

Daniel (Körpergröße 185 cm) nutzt ein Modell der Größe L, Claudia (175 cm) Größe M. Das mit 1950 g bzw. 1880 g relativ hohe Gewicht ist in Anbetracht der robusten Verarbeitung absolut akzeptabel – wer es leichter möchte, kann auf alternative Modelle mit anderen Schwerpunkten zurückgreifen.

Im Einsatz

Nach dem ersten Auspacken im Zelt waren wir ob des schieren Volumens beeindruckt: die Daunenbetten plusterten sich auf wie zwei Hefekuchen, sodass kaum noch Platz für uns blieb. Spätestens nach Sonnenuntergang kam jedoch Freude auf. Der Innenstoff ist angenehm weich, raschelarm und hinterlässt auch in feuchtem Zustand kein unangenehm klebriges Hautgefühl. Der Reißverschluss befindet sich auf der linken Seite und ist daher für Rechtshänder etwas besser zu erreichen. Die Zähne sind über die gesamte Länge mit einem derben Stoffband hinterlegt, das ein Einklemmen des Futters zuverlässig verhindert. Einhändig lässt sich der Reißverschluss dennoch nicht immer schließen, da das gefüllte Innere förmlich hervorquillt. Sollte es doch einmal passieren (was selten vorkam), ist das Futter robust genug. Das obere Ende der Zahnleiste ist noch einmal mittels Klettverschlussband vor versehentlichem Öffnen gesichert und durch eine breite Stoffkappe abgedeckt – kein Kratzen am Kinn! Der Zipper ist in seiner gesamten Länge mit einer daunengefüllten Stoffwulst unterfüttert und schließt etwa 50 cm oberhalb des Fußendes. Die Fußkammer selbst ist tatsächlich sehr dick gepolstert – man merkt, dass besonderer Wert auf den Einsatz unter sehr kalten Bedingungen gelegt wurde. Kapuze und Kragen lassen sich unabhängig voneinander mit zwei Kordeln regulieren, die beide auf der rechten Seite angebracht werden. Einziges Manko: Bei enger Einstellung drücken diese etwas auf der Haut. Wünschenswert wäre zudem eine bessere räumliche Trennung der Kordeln, die Justierung ist im Dunkeln manchmal etwas fummelig. Der Isolationsleistung tut das natürlich keinen Abbruch: Die angepasste Kapuze dreht sich bei Kopfbewegungen mühelos mit und der zusätzliche Wärmeeffekt ist tatsächlich beeindruckend.

Natürlich fehlt das obligatorische Innennetz für kälteempfindliche Geräte und Handy nicht, am Fußende befinden sich außerdem zwei kleine Hängeschlaufen zum morgendlichen Trocknen.

Die ersten Nächte verbrachten wir im frühsommerlich heißen Iran mit Nachttemperaturen bis minimal 20 °C. Entgegen unserer Erwartungen war das Daunenungetüm jedoch nicht zu warm oder hinderlich: Wir packten einfach nur einen der beiden Schlafsäcke aus und deckten uns im Verlauf der Nacht nach und nach bis zur Hüfte zu. Die erste richtige Bewährungsprobe erwartete uns nach etwa 200 Nächten im pakistanischen Karakorum. Auf ca. 4.000 m Höhe fiel das Thermometer auf -10 °C. Am Morgen waren die neben uns liegenden Trinkflaschen fast durchgefroren und das Innenzelt mit einer dicken Schicht Raureif überzogen. Mit zugezogener Kapuze und Halskragen erwachte Daniel, obwohl nur in Shirt und Boxershort schlafend, in den frühen Morgenstunden schweißgebadet. Zur gleichen Zeit war der gesamte untere Bereich des Schlafsacks mit einer dicken Schicht hart gefrorenen Kondenswassers überzogen, im Inneren jedoch mollig warm und trocken – unglaublich, was ein paar Zentimeter Daune leisten können!

Im Verlauf der Reise verbrachten wir viele ähnlich klirrende Nächte im Pamir, den Anden oder Rocky Mountains, in denen wir ausnahmslos warm und trocken schliefen. Selbst in der mit -16 °C kältesten Nacht und nach bis zu diesem Zeitpunkt immerhin 400 Tagen im Einsatz hatten wir nicht das Gefühl, die Schlafsäcke an ihre Grenzen zu bringen.

Außerhalb der sehr trockenen Wüstengebiete waren besonders die Fußkammern jeden Morgen von Kondenswasser durchfeuchtet. In den Tropen erreichte die Luftfeuchtigkeit solche Ausmaße, dass die Schlafsäcke beinahe nass an dem Körper klebten und tagelang nicht trockneten – warm hielten sie trotzdem. Von diesen Ausnahmesituationen abgesehen ging das Trocknen selbst meist recht flott: Wir hingen unsere Bettwäsche einfach dank der Schlaufen an den nächsten Ast oder über die Fahrräder, der schwarze Stoff erwärmte sich in der Sonne und war flugs bereit zum Verstauen.

Auch das langlebigste Produkt zeigt irgendwann erste Ausfallerscheinungen: Nach ca. 250 Nächten (und entsprechend häufigem In-den-Packsack-Stopfen) lösten sich die ersten Nähte im Fußbereich des Innenfutters, was zu einem allmählichen Verrutschen der langsam verklumpenden Daune führte. Federn ließ der Schlafsack jedoch nur sehr wenige. Gegen Ende der Reise, nach immerhin 700 Nächten im Gebrauch, waren die meisten Innennähte im Fußbereich schließlich locker und die Daunen an den Rand verrutscht. Besonders im Brust- und Kapuzenbereich isolierten die Schlafsäcke kaum noch, für Nächte rund um den Gefrierpunkt war es jedoch immer noch ausreichend. Nahtöffnungen, Risse oder Löcher waren zu keinem Zeitpunkt zu beobachten. Im Laufe der Jahre waren die Daunen durch Schweiß und Schmutz zu größeren Ballen verklebt und ließen sich auch durch eine Reinigung nicht mehr retten. Das ist den Schlafsäcken selbst nicht anzukreiden, sondern mangelnden Pflegemaßnahmen. Unter diesem Aspekt hat uns die Langlebigkeit und anhaltende Isolationsfähigkeit wirklich beeindruckt!

Fazit

Der Fusion Dry 1300 ist als relativ schwerer, robuster Daunenschlafsack für extreme Bedingungen konzipiert. Auch wenn wir eher selten in die subpolare bzw. Hochgebirgs-Klimazone vorstießen, war uns die Gewissheit, unter allen Umständen warm und trocken schlafen zu können, eine besondere Freude. Hier gaben sich unsere Daunenburgen keinerlei Blöße! Auch unter sommerlich warmen Bedingungen konnten wir die Schlafsäcke als luftige Decken problemlos einsetzen – zu warm geht gar nicht. Nach über 700 Nächten unter teils extrem kalten, mal staubigen, mal tropischen Bedingungen haben wir sie liebgewonnen – und können uns nur schwer trennen.