Laos

09. Januar – 06. Februar 2014

Mit einer kleinen Propellermaschine fliegen wir von Hanoi ins benachbarte Laos – und damit scheinbar auf einen anderen Kontinent. Die nördlich gelegene Stadt Luang Prabang beeindruckt uns mit ihren teakhölzernen Guesthouses, Überbleibsel aus der französischen Kolonialherrschaft. Diese reihen sich entlang wenig befahrener Straßen und weitläufiger Gärten, wir schlendern entlang des Mekong und genießen die angenehme Stille.

Die Altstadt ist Unesco-Weltkulturerbe. Unzählige Wats schmücken das Zentrum – hölzerne, prachtvoll verzierte buddhistische Tempel mit separaten Wohnbereichen für Mönche und Novizinnen.

Allmorgendlich um 6 Uhr weckt uns ein dumpfer Dong. Zahlreich versammeln sich dann die Mönche zum Almosengang, queren die Innenstadt in einer endlosen Reihe, um von den Einwohnern gekochten, klebrigen Reis zu erhalten. Ein sehr eindrucksvolles Ritual, allerdings gestört durch zahlreiche aufdringlich und mit Blitz fotografierende Frühaufsteher.

Wir freuen uns über die neue laotische Gelassenheit. Auch treffen wir die Weltreisenden Marcel und Fiona wieder, ein heiteres Schweizer Pärchen, dem wir bereits in Myanmar begegneten. Bei einem der kleinen und größeren Umtrunke fällt der Entschluss: durch Laos reisen wir gemeinsam. Zusammen erkunden wir zunächst mystische Wasserfälle in der Umgebung, in deren türkisblauen Wasser wir uns erfrischen. Ob Mountainbiking, Bergsteigen oder Schwimmen – die üppige Natur Laos schreit geradezu nach Aktivität.

Gelöster Kalk lässt das Wasser türkis schimmern und Sinterterrassen entstehen.

Die Schweizer bringen uns auf den Geschmack einer Kayaktour. Für zwei Tage paddeln wir uns auf einem Nebenfluss des Mekongs die Arme aus den Schultern. Im Zickzack manövrieren wir das Boot flussabwärts, Daniel beherrscht es kaum, ich gar nicht. Bis uns heimtückisches Treibholz kentern lässt. In weiser Voraussicht haben wir das Gepäck ans Boot gekettet und – das Wichtigste – die Kamera in einem wasserdichten Packsack verstaut.

Die Nacht verbringen wir in einem abgelegenen Weiler, der bis vor kurzem nur mit dem Boot zu erreichen war. Es gibt ausschließlich Bambushütten, einige Mopeds, keine einzige Toilette.

Wir teilen unser Lager mit der Familie der Hütte auf dem Dachboden; Privatleben ist hier Luxusgut. Die Nachbarin nimmt routiniert Ratten für‘s Abendbrot ihrer Sippe aus. Derweil segnet uns der Dorfschamane mit reichlich „Lao Lao“, selbstgebranntem Reisschnaps. Später am Lagerfeuer gesellt sich ein Skorpion zwischen Daniels Beine. Die Wärme gefällt nicht nur uns ganz gut. Daniel bleibt genau so lange cool, bis das giftige Tier plötzlich verschwunden ist …

Lange wird dieses Dorf jedoch nicht mehr existieren: die Chinesen errichten einen Staudamm nur wenige Ruderschläge flussabwärts und im März wird der Ort geräumt.

Wir erreichen Vang Vieng und werden mit einer anderen Seite des Landes konfrontiert: grenzenlosem Partytourismus. Die Stadt ist bekannt fürs Tubing, beseelte Hippies und anderes Partyvolk treibt dabei in Gummireifen den Nang Song hinunter, freilich nicht ohne die unzähligen Uferkneipen auszulassen. Ein bisschen wie Thailands Fullmoonpartys, Abifahrt und Komasaufen. In den letzten Jahren gab es allerdings zuviele Tote (die Strömung erfodert ein Minimum an geistiger Anwesenheit), mittlerweile hat sich die Lage etwas entspannt.

Die Gegend bietet schmucke Ufermeilen…

… und wahrlich paradiesische Lagunen.

Laos‘ Hauptstadt Vientiane sprüht wohl kaum vor Charme. Einzig beeindruckt uns das Besucherzentrum der Cope-Organisation. Diese fertigt Prothesen für Amputierte – Kinder und Bauern, die Opfer fehlgezündeter Munition wurden. Außerdem bildet Cope laotisches Personal aus, um die „Bombies“ zu räumen. Obwohl neutral, fielen während des amerikanisch-vietnamesischen Krieges mehr Bomben auf Laos als während des gesamten zweiten Weltkrieges. Der Ho Chi Minh-Pfad verlief durch das Land, der Nachschubweg nordvietnamesischer Truppen in den Süden.

Die Hauptstadtluft ist wiederum staubig und dieselgeschwängert, ein unerträglicher Zustand in ganz Südostasien – ein Hoch auf deutsche Abgasnormen und Rußpartikelfilter!

Der Nachtbus bringt uns nach Si Phan Don, an den südlichsten Zipfel des Landes, wo Laos an Thailand und Kambodscha grenzt. Hier formt der Mekong ein riesiges Flussdelta, unterhält unzählige Nebenarme und stürzt schließlich über felsige Kliffs ins benachbarte Kambodscha. Dazwischen liegen hunderte Inseln und Inselchen – das Gebiet der „4000 Islands“.

Unsere Wahl fällt auf das Eiland Don Khon, ein von Bungalows gesäumtes Hängemattenparadies, in dem der Puls fühlbar langsamer schlägt. Wir erkunden die Insel mit dem Rad, baden im Mekong, dümpeln auf Tubing-Reifen entlang des Ufers, schlürfen „Happy shakes“ und entspannen am Strand, um uns anschließend von der ganzen Anstrengung zu erholen…

Laotische Speisekarten – gern gelöste Kreuzworträtsel.

Trotz Daniels Bitten und Betteln verlassen wir Don Khon nach 4 Tagen – aus Entspannung wurde für mich einfach Langeweile. Von nun an sind wir wieder auf uns allein gestellt, ohne unsere eidgenössische Begleitung. Wir nehmen für einige Tage ein Motorrad und streifen durch die Kaffeeplantagen des Bolavenplateaus. Ein Einheimischer empfiehlt einen abgelegen Markt in Salavan, hier gebe es viel „wildlife“. Und tatsächlich: Flughörnchen, Schleichkatzen, Eulen, Papageien – laotische Gaumenfreuden sind vielfältig und lassen Artenschutz nicht zu. Mehrfach bekommen wir Schnaps angeboten, in dem Schildkröten, Cobras und allerhand andere Gifttiere eingelegt wurden. Gesund und schön soll er machen, wir lehnen dankend ab (brauchen wir ja nicht?).

Eimerweise werden Frösche an Schnüren aufgeknüpft, um sie leichter kochen zu können, sehr lustig.

Die Zeit im paradiesisch schönen und unaufgeregten Laos bildet einen angenehmen Abschluss der fünfmonatigen Asienreise. Wir verbrachten unzählige Stunden in Bussen jedweden Komfortniveaus, haben Tausende Kilometer auf Mopeds, Fahrrädern, Booten, Pferdekutschen und Tierrücken zurückgelegt, in ca. 70 verschiedenen Hotels, Homestays und Drecklöchern genächtigt und schon seit einem halben Jahr nicht mehr selbst gekocht. Nun wird alles anders! Die kommenden drei Monate sind wir on the road, queren im Mietwagen und zu Fuß Australien, Tasmanien und Neuseeland. Wir werden im Zelt schlafen, selbst kochen, die unberührte Natur genießen – und endlich wieder wandern gehen!